Geschichtsverein zeichnete Christoph Strausky am 14. Juni für vorwissenschaftliche Arbeit am BG/BRG Lerchenfeld aus.
Welche Spuren hat der französische Kaiser Napoleon Bonaparte bis heute in Kärnten und insbesondere in Klagenfurt hinterlassen? – Mit dieser Frage befasste sich der bald 18-jährige Klagenfurter Schüler Christoph Strausky in seiner vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) am BG/BRG Lerchenfeld. Vom Geschichtsverein für Kärnten wurde er dafür am Mittwoch, 14. Juni, im Kärntner Landesarchiv ausgezeichnet. „Auch im nächsten Schuljahr wird es wieder unseren Preis für vorwissenschaftliche Arbeiten an AHS und Diplomarbeiten an BHS geben“, macht Geschichtsvereins-Direktor Wilhelm Wadl aufmerksam. Er ruft Schülerinnen und Schüler schon jetzt zum Mitmachen auf. Es winken 300 Euro Preisgeld und eine dreijährige Gratismitgliedschaft im Geschichtsverein, außerdem wird die Arbeit auf der Vereinshomepage veröffentlicht.
Strausky ist ein „Fan“ von Napoleon, seit er einen Roman über dessen Feldzug auf die iberische Halbinsel gelesen hat. In seiner Arbeit hat er sich auf die Suche nach Ereignissen in der Franzosenzeit in Kärnten gemacht, aber auch nach Namen von Straßen und Plätzen, die an damals erinnern. „Überrascht hat mich, dass schon zu dieser Zeit die Erstbesteigung des Großglockners stattgefunden hat. Das war 1799/1800 unter dem Kärntner Fürstbischof Franz Xaver von Salm-Reifferscheidt“, berichtet der Schüler. Die napoleonischen Kriege fanden zwischen 1792 und 1815 statt und Kärnten war immer wieder mitten drin im Geschehen, wie man seiner VWA entnehmen kann. So erfolgte 1809 die Teilung Kärntens, wobei Oberkärnten als „Villacher Kreis“ den illyrischen Provinzen Frankreichs zugeordnet wurde. Villach ging 1813 bei Gefechten in Flammen auf und Klagenfurt wurde dreimal von den Franzosen besetzt (1797, 1805, 1809). „Von den Franzosen wurden die Befestigungsanlagen Klagenfurts geschliffen bzw. gesprengt. Bestandteile davon findet man heute zum Beispiel noch bei der Geyerschütt oder Kardinalschütt. Der spätere Kardinal Salm-Reifferscheidt setzte sich mit einer Ablösezahlung gegen die Sprengung des Völkermarkter Tores ein und stiftete 1807 den 20 Meter hohen Obelisken am Kardinalplatz, der an die Friedensvereinbarungen mit Frankreich erinnert“, so Strausky.
Auch ein für den Geschichtsverein wichtiges Ereignis fällt in die Franzosenzeit. So wurde 1811 die nunmehrige Vereinszeitschrift Carinthia gegründet. Sie gilt als älteste wissenschaftliche Zeitschrift Österreichs. „Ein gelungenes Ergebnis meiner VWA wäre, wenn jemand beim Lesen auf etwas für sie oder ihn Neues über die Franzosenzeit in Klagenfurt und Kärnten stößt“, sagt Strausky. In den Straßen Klagenfurts kann man quasi eine „Schnitzeljagd“ auf Napoleons Spuren machen. So gibt es die Enzenbergstraße (Franz Josef von Enzenberg, Verhandler für Kärnten) und das Enzenberg-Denkmal vor dem Landhaus, den Erzherzog-Johann-Park (für Festungswesen zuständig und österreichischer Befehlshaber) mit dem Erzherzog-Johann-Denkmal, die Henselstraße (Friedrich Hensel, Verteidiger von Malborgeth – Fort Hensel), den Hauptmann-Hermann-Platz (Johann Hermann von Hermannsdorf, Verteidiger vom Predil – Fort Hermann), die Johann-Hiller-Straße (österreichischer General) oder die Türkgasse (Freiheitskämpfer Johann Baptist Türk). Im Napoleonstadel sollen der Überlieferung nach die Pferde des Kaisers eingestellt gewesen sein, was aber nicht stimmt. Richtig ist hingegen, dass Napoleon 1797 im Palais der Grafen Egger in der Herrengasse logierte.
Auf die Ausschreibung des Geschichtsvereines machte Strausky seine Geschichtslehrerin und VWA-Betreuerin Annemarie Pirolt aufmerksam. Er würde auch anderen Schülerinnen und Schülern eine Teilnahme empfehlen: „Der Preis ist eine gute Motivation, sich mit einem Thema der regionalen Geschichte zu befassen.“ Vom Geschichtsverein werden konkret mit einem „Sehr gut“ beurteilte Arbeiten mit Bezug zum Land Kärnten und dessen Geschichte gesucht. „Es ist eine gute Chance, die eigene Arbeit einem breiteren Publikum zu präsentieren. Vielleicht fällt euch ja schon jetzt etwas für das Schuljahr 2023/24 ein“, sagt dazu Direktor Wadl. Der heurige Preisträger jedenfalls geht jetzt erstmal zum Bundesheer. „Was danach kommt, steht noch in den Sternen. Ein Geschichtestudium schließe ich aber nicht aus“, verrät Strausky.